"Beit Hesed":
Kirill Swiderskis Gemeinde
Kirill Swiderski (russisch: Кирилл
Свидерский) ist 40 Jahre alt, in Moskau geboren, studierte Geschichte
und arbeitete als Journalist. Mit seiner Frau und seinen Kindern lebt er
nun in Düsseldorf. Als Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen
baut er nicht an der Wiederbelebung des Judentums, sondern er sägt
daran.
Swiderski hat ein markantes Gesicht, ein
jüdisches Gesicht, einen Vollbart, an den Festtagen einen Tallit um den
Hals. Er zelebriert missionarische Feste, lockt Juden in seine Kirche,
die er Synagoge nennt. "Beit Hesed" (Бейт Хесед), wie er seine Gemeinde
nennt ist sein Leben, sein Werk, er fühlt sich geborgen dort. Sein Sohn
Igor betrachtet die Gemeinde als die Erfüllung dessen, was Gott für ihn
geplant hat. Deswegen meint er nach Deutschland eingewandert zu sein,
deswegen steht er mit anderen jüdischen Jugendlichen am Düsseldorfer
Hauptbahnhof und spricht Passanten an. Verteilt kleine Bücher und
Traktate, lädt ins Gemeindehaus ein, zum "Schabbat" oder zum "Pessach".
Mit dem "Beit Sar Shalom
Evangeliumsdienst e.V." unterhält seine Gemeinde die besten Kontakte,
die Spenden gehen an den Verein aus Berlin, der von der
millionenschweren "Chosen People Ministries" finanziert wird. Man kennt
sich und man hilft sich. Mit Kontakten, Geld, Material. Für die
Gemeindezeitung "Or Yeshua" schreibt Swiderski gern kleine Leserbriefe,
von der Liebe Jesu und von seiner Berufung, die Juden zu erretten.
Leider übersieht er dabei, wie makaber doch sein Leben und Werk ist.
Nicht Rettung will er, nicht Anpassung, er will die völlige Auflösung
des Judentums in dessen Umwelt.
In der Augustausgabe von "Or Yeschua"
berichtet er über seinen Umzug nach Düsseldorf, über seinen Einzug in
eine Wohnung mit Geschichte. Er schreibt: "Besonders interessant daran
ist, dass in der evangelischen Kirche, der diese Wohnung gehört, gleich
nach der Kristallnacht ein von Goebbels gesandter Propagandist eine Rede
hielt, in der er die Verfolgung von Juden zu rechtfertigen suchte". Und
hier kommt das perfide: "Und jetzt wird in der Wohnung dieser Gemeinde
eine messianisch-jüdische Familie, die dem jüdische Volk das Evangelium
verkündet, leben".
Es schließt sich ein Kreis. Das dritte
Reich ist untergegangen, Goebbels Reden hallen nicht mehr durch den
Volksempfänger, das jüdische Volk versöhnt sich mit dem deutschen. Die
Auslöschung findet jedoch immer noch statt, jedoch nun vom Innern
heraus. Die Waffen, die Mittel haben sich gerändert, die Aussagen
ausgeschmückt. "Die Frohe Botschaft" mit ihrem Antijudaismus, der den
Boden für den genetischen Rassenhass der Nazis bereitet hat, soll nun
auch die Juden erfassen. Voller Bewunderung schwärmt Swiderski in seinem
Aufsatz mit dem Namen "Die Geschichte des messianischen Judentums" von
den vielen großen Missionaren, die während des zweiten Weltkrieges, die
nach Frankreich, Schweden und Argentinien geflohenen Juden
missionierten: "(...)Und das Resultat war wunderbar - tausende jüdischer
Seelen nahmen den Herrn an. Während des Krieges kamen viele von ihnen
ums Leben.", "(...) direkt nach dem Krieg entflammte sie wieder [die
Judenmission in Europa] hier und dort und ihre Flammen wurden immer
gewaltiger."
Es ist also die Wiederbelebung eines
alten Theaterstücks, das schon 1933 aufgeführt worden war, nur die
Akteure haben sich geändert. Sie sind ein wenig jüdischer geworden.
Einblicke:
Interview mit einem Beit Hesed - Aussteiger
Missionarische Demonstranten:
Judenmission und
Israelsolidarität
FORUM / LESERBRIEFE:
Die
Offensive der Missionare
haGalil onLine - 08-11-2006 |