Missionarische Demonstranten:
Judenmission und Israelsolidarität
Für Frieden und Solidarität mit Israel
demonstrierten im Sommer 2006 viele Tausend Menschen. Jüdische
Gemeinden, so etwa die Gemeinde der Stadt Düsseldorf, schlossen sich
diesen Demonstrationen und Solidaritätskundgebungen an, stellten Busse
und Verpflegung zur Verfügung. Für kleine Gemeinden ein Kraftakt, denn
man trotzdem gerne auf sich nahm. Die Interessen Israels sind nicht nur
die Interessen der Juden, sondern sollten die Interessen aller Menschen
sein. So kamen auch am 13. August 2006 unerwartet viele nicht jüdische
Organisationen zusammen. Sie reihten sich ein, in den großen Zug, der
durch Düsseldorf ging, sangen hebräische Lieder und waren Teil einer
großen Gemeinschaft, Teil einer Idee.
Doch etwas stimmte an diesem wolkigen
Sonntag nicht. Bereits vor dem Rathaus bemerkte ich ein vertrautes
Gesicht, Kirill Swiderski war mit
einer großen Zahl seiner missionarischen Gefolgsleute angereist. Herr
Swiderski, stellte sich als ein überaus kluger Geschäftsmann heraus und
nutzte seine Leute als billige Werbefläche für seine Gemeinde "Beit
Hesed". So wussten sich die Mitglieder, medienbewusst wie sie eben sind,
in den Mittelpunkt zu rücken.
Das war PR vom feinsten, zwar auf dem
Rücken der im Libanon sterbenden Soldaten ausgetragen, von denen es an
diesem Tag wieder 30 gab, doch das ist für die Mitglieder der
missionarischen Bewegung keine moralische, keine ethische oder gar
politische Frage, sondern eine biblische, wie es Malcolm Hedding, einer
der einflussreichsten Protagonisten dieser Bewegung in einem Vortrag im
März 2005 in Berlin formulierte.
Kirill Swiderski selbst interessiert sich
für Geschichte, er schreibt Leserbriefe, kleine Aufsätze und bestimmt
hat er, wie bereits ein anderer Mann mit einer jüdischen Nase und dem
Spitznamen Bock von Babelsberg, Joseph Göbbels, von einem anderen Juden
nicht nur gehört, sondern auch gelernt. Die Rede ist von Edward Bernays,
dem geistigen Vater der PR (Public Relation), dessen 8-Punkte-Plan zur
Durchführung einer erfolgreichen PR-Kampagne Herr Swiderski wohl
gänzlich verinnerlicht hat. Dieses Vorgehen spricht natürlich, wenn man
die moralischen Aspekte ausklammert, voll und ganz für ihn und so viel
Geschäftssinn musste natürlich belohnt werden und ich ließ es mir nicht
nehmen, mit ihm ein Foto zu machen. Bevor er sich versah waren Missionar und
Antimissionar abgelichtet und zurück blieb ein etwas irritierter Mensch,
dem bewusst wurde, was gerade passiert ist. Er sprach noch etwas von
dummen Artikeln im Internet, ich verkniff mir hingegen die Antwort, um
nicht unnötig ausfallend zu werden und ging weiter.
Beit Hesed Demonstranten mit Werbeschildern
In Anbetracht des Interesses aus dem
christlich-fundamentalistischem Lager, sollte die Frage nach dem wahren
Grund der Israelsolidarität gestellt werden. Denn mehr als plumpe
Werbeaktionen waren die Auftritte der Fundamentalisten
selbstverständlich. Einige Prediger evangelikaler Kirchen können ihre
Freude über den Libanon-Krieg nur mit Mühe verbergen: "Was zur Zeit mit
Israel und seinen Nachbarn passiert, wurde doch schon in der Bibel
prophezeit." (Pastorin Margaret Stratton) In diesen Kreisen glaubt man:
Der große Widersacher, der "Anti-Christ" bzw. Satan, wird sich als
Friedensstifter für den Nahen Osten verkleiden und will die Erfüllung
der Prophezeiungen über die letzte Entscheidungsschlacht sabotieren.
Eine logische Denkweise, die auch eine Rechtfertigung für den Holocaust
liefert, die Täter von deren Schuld befreit und antisemitische
Stereotypen wieder, wenn auch in abgewandelter Form, gesellschaftsfähig
macht.
"Mit jeder Faser seines verdorbenen
und finsteren Wesens verachtet der Teufel die Juden. Er hasst sie mit
einem vollkommenen Hass. Sein Ziel ist ihre totale Zerstörung. Er ist
der Urheber des Geistes des Antisemitismus. Es gibt keine andere
Erklärung für die bösartige Feindschaft, die von so vielen verschiedenen
Menschen in so vielen verschiedenen Ländern durch so viele Jahre
hindurch auf die Juden geschleudert wurde".
Michael Brown: Unsere Hände sind mit Blut befleckt; Wittmund, 2000
Dies würde bedeuten, dass Antisemiten für
ihr Tun nicht das Geringste können und dass es auch keiner politischen
oder gesellschaftlichen Analyse gelingen kann, den Antisemitismus zu
erfassen oder ihn gar zu bekämpfen.
"Israel ist nicht als ein Zweck in
sich selbst gerufen worden, es existiert nicht um seiner selbst willen,
sondern es ist nur das Mittel zu einem Zweck. Jesus hat Israel zu sich
berufen in einer ganz einzigartigen Weise, damit sie das Werkzeug der
Welterlösung sein können. Tatsächlich hat der Teufel die Nationen dieser
Welt benutzt, um das jüdische Volk zu zerstören. Denn er weiß, dass die
Nation Israel, dass sie immer der Schlüssel für die Welterlösung waren".
Malcolm Hedding: Prinzipien der Wiederherstellung Israels; Korntal, 2004
Die gesamte Solidarität mit den Juden,
die durch das zeigen von Flaggen, Veranstaltungen und Publikationen
ausgedrückt wird, ist die Annahme in Israels Gründung ein Werk des
christlichen Gottes zu sehen, der bald die Apokalypse herbeiführen wird.
Ziel aller Handlungen bleibt letztlich die Errichtung eines weltweiten
christlichen Gottesreiches.
"Beit Hesed":
Kirill Swiderskis Gemeinde
Einblicke:
Interview mit einem Beit Hesed - Aussteiger
FORUM / LESERBRIEFE:
Die
Offensive der Missionare
haGalil onLine - 08-11-2006 |