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      Die Geschichte der  
      Judenmission im Überblick 
      
      Seit der Entstehung des Christentums gibt es 
		Judenmission. Es ist nichts verwerfliches, Menschen mit offenen Armen in 
		seinen Reihen aufzunehmen, um mit ihnen das Neue, das man errungen hat 
		und die Sicherheit einer Gemeinschaft, die sich entwickelt, zu teilen. 
		Diese Motivation mag wohl am Anfang der christlichen Judenmission 
		gestanden haben, wenn sie auch unter Juden und Gerim nicht sehr 
		erfolgreich war. Später wendet sich die christliche Mission dann fast 
		ausschließlich an die Griechen (Heiden) und in der Folge an alle 
		heidnischen Völker. 
      Im alten Rom wirken auch die Juden missionarisch und es 
		konvertieren sehr viele Römer, die unzufrieden mit ihren eigenen 
		religiösen Bräuchen und Inhalten sind. Fast ein Viertel der Bewohner des 
		Mittelmeerraums bekehren sich in der damaligen Zeit zum Judentum, oder 
		sie übernehmen zumindest die Grundlagen der jüdischen Morallehre. In 
		einer Zeit der Dekadenz und des moralischen Verfalls gibt ihnen dies 
		eine neue Orientierung sowohl im zwischenmenschlichen als auch im 
		spirituellen Bereich. 
      
      Das Judentum gibt die Missionstätigkeit auf 
      
      In der Spätantike entwickelt sich zwischen Juden und 
		Christen eine Missionskonkurrenz, die Techniken der Christen, die 
		zunächst am jüdischen Prinzip der Nächstenliebe festhalten, verschärfen 
		sich und die Juden ziehen sich zurück, vielleicht auch deshalb, weil sie 
		diese aggressiver werdenden Missionstechniken des Christentums 
		wie zum Beispiel Drohung, Diskriminierung und Zwangsbekehrung nicht 
		mitmachen können, da diese der Morallehre des Judentums widersprechen. 
		Aber auch ein anderer Punkt ist wesentlich bei dieser Entscheidung: 
		Viele Christen hatten sich "scheinmissionieren" lassen, um dem Judentum 
		als Spitzel von innen nachhaltiger schaden zu können. So zieht sich das 
		Judentum auf eine nicht-missionarische Religionsform zurück und 
		erschwert es Konversionswilligen zunehmend, zum Judentum überzutreten. 
		Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. 
      
      Definition des Begriffs Mission 
      
      Der Begriff Mission bedeutet - neutral betrachtet - 
		"ehrenvoller Auftrag". Wörtlich übersetzt heißt es "Sendung", eine 
		Mission ist also das Gesendet-sein, um eine Sache zu vertreten, zu 
		überzeugen, zu bekehren. Das ist erst einmal nichts Schlechtes, aber das 
		Problem liegt in der Tatsache, dass die Ehrempfindung auf der einen 
		Seite liegt, was sich auf der anderen Seite befindet, ist offen. Es 
		kommt also immer darauf an, wie eine Mission erfüllt wird: In 
		friedlicher Absicht mit Respekt vor dem Anderen oder in feindlicher 
		Haltung, mit Mitteln der Unterdrückung, der Brutalität, des Krieges. 
      
      Mission als Werbestrategie 
      
      Man kann die Missionstechniken allgemein mit 
		Werbestrategien vergleichen. Die einen werben für ihr Produkt mit 
		Informationen über die Vorzüge, mit dem Aufzeigen positiver 
		Eigenschaften, mit Lob für das eigene Produkt und sonstigen positiven 
		Techniken. Die anderen werben mit der Angst, was passieren wird, wenn 
		ich ihr Produkt nicht kaufe. Wenn ich Versicherung "XY" nicht habe, dann 
		werde ich im Falle des Ereignisses "XZ" ins soziale Abseits gedrängt, 
		meine Verteidigung vor Gericht wird schlecht sein, ich werde im 
		Gefängnis landen, wo andere durch einen guten Rechtsanwalt wieder frei 
		kämen, meine Familie wird zerstört werden, mein Haus gepfändet, ich 
		werde auf der Straße leben müssen. Drohende Negativ-Visionen 
		sollen mich von dem Produkt überzeugen. Die Ehre liegt in beiden Fällen 
		beim Vertreiber des Produkts, der sie in Form von Provisionen dem Werber 
		zu Teil werden lässt. In beiden Fällen ist die Mission selbst neutral: 
		Verkaufe ein Produkt. 
      
      Die christliche Kirche hält ihr Wort: 
      
      
      Taufe oder Tod 
        
      Die christliche Kirche geht mit ihren Werbestrategien 
		seit dem frühen Mittelalter, als sie merkt, dass die Judenmission für 
		sie relativ erfolglos verläuft, noch einen Schritt weiter: Sie macht die 
		Drohungen, die sie für die Werbung nutzt, selbst wahr. Der Jude, der 
		sich nicht freiwillig bekehren lässt, um zum versprochenen Heil zu 
		gelangen, wird zumindest in diesem Leben nicht mehr heil bleiben. Wenn 
		er schon nicht die Heilszusagen für das Jenseits annimmt, dann soll er 
		auch im Diesseits nicht mehr glücklich werden.  
      Christentum funktionierte oft und lange Zeiten nach dem Prinzip der 
		Schutzgelderpressung der Mafia. Wer sich nicht bekehren lässt, wird 
		zwangsgetauft, dessen Synagogen werden zerstört, dessen Heilige Bücher 
		werden verbrannt, der wird seiner Existenzgrundlage beraubt, er wird 
		verfolgt, gequält und ermordet. Diese Art der Missionstätigkeit zieht 
		sich mit regelmäßigen Wiederholungen bis in das Zeitalter der 
		Emanzipation. 
      
      Juden als Feindbild der Christen 
      
      Das sog. Neue Testament liefert reichlich Aussprüche, um 
		die Juden zum Feind des Christentums zu erklären. Das seinen 
		Machtbereich ausweitende Christentum entwickelt das Bild von den 
		G-ttesmördern, den Ausgestoßenen, den treulosen Juden, denen G-tt den 
		Bund aufgekündigt habe und behandelt sie entsprechend. Sie werden sozial 
		und wirtschaftlich in die Enge getrieben, und ihre Situation, von den 
		Christen hervorgerufen, wird zum Beweis für ihr Versagen vor G-tt 
		erklärt. Die Prophezeiungen der Christen für das jüdische Volk werden 
		selbst in die Tat umgesetzt, da G-tt mit der Bestrafung der Juden auf 
		sich warten lässt. Die Kirche erklärt sich zum verlängerten Arm G-ttes 
		und so ist die Ordnung wieder hergestellt: G-tt selbst hat durch die 
		Macht der Kirche die treulosen Juden abgestraft. 
      Als treulos wird derjenige definiert, der sich treu an 
		den Bund Awrahams hält, und der sich weigert, die neue Lehre anzunehmen, 
		die den Bund Awrahams durch etwas Neues ersetzt. 
      Treulos und verworfen ist der, der sich an die Gebote 
		hält und sie erfüllt, der nicht glauben mag, dass ein Mensch in der Lage 
		ist, die Gebote mit einem Handstreich aufzuheben. Ausgestoßen und 
		verworfen sind die, die sich weigern, das Erste Gebot zu missachten, das 
		G-tt dem Volk Israel gegeben hat. 
      Mit dem Bittgebet «Oremus et pro perfidis Judaeis» 
		gehörte der Topos von den «treulosen Juden» bis kurz vor dem Zweiten 
		Vatikanischen Konzil 1965 zur Karfreitagsliturgie der katholischen 
		Kirche. (Zit.: Urs Altermatt: 
      Der 
		Antijudaismus und seine Weiterungen) 
      Heinrich Bolfing meinte 1941 in einem Artikel der 
		«Schweizerischen Kirchenzeitung»: «Gottlosigkeit und Sittenlosigkeit des 
		Volkes wird am gesamten Volke bestraft; zur Ausführung solcher 
		Strafgerichte bedient sich Gott oft anderer Völker als seiner Werkzeuge 
		[...]. So lehrt uns das A.T. [= Altes Testament], die furchtbaren 
		Geschehnisse der heutigen Zeit zu begreifen.» (Zit.: ebd.) 
      Ursprung dieser Verurteilung der Juden durch die 
		Christen sind die judenfeindlichen Äußerungen im sog. Neuen Testament:   
        
          - "Als aber die Juden die Menge sahen, wurden sie 
			neidisch und widersprachen dem, was Paulus sagte, und lästerten", 
			(Apg. 13,45)
 
          - "Aber die Juden hetzten die gottesfürchtigen 
			vornehmen Frauen und die angesehensten Männer der Stadt auf und 
			stifteten eine Verfolgung an gegen Paulus und Barnabas..." (Apg. 
			13,50)
 
          - "Aber die Juden ereiferten sich und holten sich 
			einige üble Männer aus dem Pöbel, rotteten sich zusammen und 
			richteten einen Aufruhr in der Stadt an..." (Apg. 17,5)
 
          - "die Juden den Herrn Jesus getötet haben", (1. 
			Thess. 2,15)
 
          - Jesus zu den Juden: "Ihr seid aus dem Vater, dem 
			Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein 
			Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil 
			keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus 
			seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben." 
			(Joh. 8,44)
 
          - "haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und 
			sind allen Menschen feind" (1. Thess. 2,15)
 
          - "Euer Blut komme über Euer Haupt" (Apg. 18,6)
          
 
          - "Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des 
			Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist - denn es steht 
			geschrieben: `Verflucht ist jeder, der am Holz hängt! , damit der 
			Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen komme, damit wir 
			die Verheißung des Geistes durch den Glauben empfingen." (Gal. 3, 
			13-14)
 
         
        
        ... um  nur ein paar Beispiele zu nennen.  
      Kurz: Treulos und verworfen ist der, der G-tt anerkennt, 
		ihm dient und sich weigert den Bund G-ttes mit Israel zu verraten. 
      Wer sich aber zu der Lehre der Kirche "bekehrt", der ist gerettet, ihm 
		wird zumindest im Diesseits ein gewisses Maß an versprochenem Heil 
		zuteil: Er darf weiter existieren.  
        
      Wer hat Recht? 
      
      Im 13. Jh. zwingt die Kirche die Rabbinen zu 
		öffentlichen Talmuddisputationen, um den Juden zu beweisen, dass der 
		Talmud ein Lügenbuch ist. Es gelingt ihnen nicht, aber die Juden "geben 
		sich geschlagen", um das jüdische Volk vor Verfolgung und Mord zu 
		schützen. Zur gleichen Zeit setzt die Kirche Zwangspredigten und 
		materielle Unterstützung von Konvertiten ein, um weitere "Seelen" zu 
		gewinnen. 
        
      Marranen 
      
      In Kastilien finden seit Ende des 13. Jh. Massentaufen 
		statt, aber die Zwangsbekehrten halten zu einem großen Teil an ihren 
		Riten fest. Sie erhalten den Namen "Marranen", Schweine. Der Name ist in 
		doppelter Hinsicht beleidigend für Juden. Etwa 100 Jahre später fallen 
		die Marranen zu einem großen Teil der Inquisition zum Opfer. Wer z.B. am 
		Freitag kocht, ist automatisch verdächtig, ein Marrane zu sein, ein Jude 
		also, der trotz Konversion zum Christentum an jüdischen Bräuchen 
		festhält. Er ist praktisch des Todes, wenn er entdeckt wird. 
        
      Missionspause und Wiederaufleben der Missionstätigkeit 
      
      Seit dem Ende der Inquisition bis zum Beginn des 19. Jh. 
		verringern sich die Missionsbemühungen der Kirchen gegenüber den Juden. 
		Das Interesse der Kirchen verlagert sich zunehmend auf die Heiden ferner 
		Länder. Das Feindbild bleibt indes bestehen, verlagert sich jetzt 
		allerdings mehr auf den gesellschaftlichen und den rassistischen 
		Bereich.   
      Im 19. Jh. verstärken die christlichen Kirchen ihre 
		Missionstätigkeit unter den Juden wieder, es kommt aber kaum zu 
		Konversionen, es sei denn aus gesellschaftlichen Gründen. 
        
      Mission heute 
      
      Im 20. Jh. endlich kommt es zu einer klaren 
		Stellungnahme der katholischen Kirche gegen die Judenmission. Das Zweite 
		Vatikanische Konzil anerkennt die Juden als das Volk G-ttes, das seinen 
		eigenen Weg zu G-tt gehen kann, wobei aber auch der Hoffnung Ausdruck 
		verliehen wird, dass am Ende der Zeiten auch die Juden Jesus als den 
		Messias anerkennen werden.
      
       
      Die evangelischen Kirchen tun sich auf Grund ihrer 
		weitverzweigten Strukturen und ihrer dezentralen Leitung schwer, eine 
		einheitliche Stellungnahme zum Thema Judenmission abzugeben. Viele 
		Freikirchen, evangelikale und pietistische Gruppen, charismatische 
		Gemeinden und ihnen angeschlossene sog. Messianische Juden haben sich 
		ganz der Judenmission verschrieben. Nur wenige Landeskirchen, u.a. die 
		Rheinische Landeskirche, haben sich mehr oder weniger deutlich von der 
		Judenmission distanziert. Ihnen fehlt aber die innerstrukturelle Macht, 
		judenmissionarische Gruppen der eigenen Reihen zu kontrollieren und zu 
		bremsen. 
      Engagierte Juden und Christen, die sich seit 50 Jahren 
		dem christlich-jüdischen Dialog widmen, sehen die zarte Pflanze der 
		Verständigung durch missionierende Christen und messianische Juden in 
		großer Gefahr und es stellt sich die Frage, ob und wie eine 
		Verständigung unter den gegebenen Vorzeichen überhaupt noch möglich sein 
		soll. 
      I.S. 
      
      Jüdische Mission in der Antike 
      
        
		FORUM / LESERBRIEFE: 
          Die 
		Offensive der Missionare 
      hagalil.com 10-07-2001 
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